Rimarts
Im vergangenen März machte ich im spanischen Sitges Urlaub. Die tägliche Routine bestand darin, vom Appartement direkt zum Strand zu gehen. Eines Tages jedoch entschloss ich mich, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Ich kam an einem kleinen Weinladen vorbei und kam nicht umhin, hineinzugehen (keine große Überraschung). Ich fing an, recht umständlich zum Ausdruck zu bringen, dass ich nicht Spanisch sprechen könnte. “No problem! We can speak English!”, war die Antwort einer jungen Frau, die dann direkt im Anschluss fragte: “ You like Cava?”. Ich fühlte mich direkt willkommen und wohl. Der Weinladen ist Glop’s Vinateria, die junge Frau ist Maria Calvo und innerhalb von 24 Stunden nahm sie mich mit zu Rimarts. Ein besonderes Cava-Gut, geführt von zwei Brüdern, Ernest und Ricard Martinez, die eine außergewöhnliche Liebe zum Detail mitbringen. Detail? Ja, Detail.
Als wir ankamen, wurden wir von Ernest begrüßt, der uns im Anschluss durch die Weinberge führte. Er erklärte uns, dass die Nähe zum Meer vor dem Hintergrund der angrenzenden Berge ein optimales Mikroklima und damit exzellente Wachstumsbedingungen erzeugt. Unter einem Mikroklima ist das in einem Weingarten herrschende, ganz spezielle Kleinklima zu verstehen, welches letztlich dem Wein eine ganz typische und individuelle Note verleiht. Dieses Detail hat großen Einfluss auf die Qualität der Weine, die bei Rimarts auf einer Fläche von 14 ha mit den Sorten Xarel-lo, Macabeo, Parellada, Chardonnay, und Pinot Noir erzeugt werden. Alle Rimarts Cavas werden nach der Champagner-Methode hergestellt und reifen länger als von den Qualitätsvorschriften gefordert. Das Resultat sind hochwertige Cavas.
Auch im Keller wird deutlich, wie viel Aufmerksamkeit die beiden Brüder Ricard und Ernest dem Detail schenken. Alle 70.000 jährlich produzierten Flaschen werden wie Champagner hergestellt, allerdings hier noch von Hand gerüttelt. Rütteln ist der Vorgang, bei dem die Flaschen mit dem Kopf nach unten in ein Rüttelpult (genannt pupitres) gesteckt, tagtäglich um die eigene Achse gedreht und immer steiler aufgestellt werden. Als Ergebnis sammeln sich nach einigen Wochen die Hefezellen im Flaschenhals an. Dieser Prozess, wie gesagt, von Hand ausgeführt, findet heutzutage kaum noch Anwendung und ist nur noch erlesenen Champagnern aus besten Jahrgängen vorbehalten. Beim Degorgieren (Enthefen) werden die im Flaschenhals angesammelten Hefezellen entfernt, ohne dass der Cava die Flasche verlässt. Rimarts verwendet dazu den manuellen Prozess des Warmdegorgierens, hierbei wird die Hefeansammlung nicht eingefroren. Die Flasche muss nun kopfüber geöffnet werden: Geschick und Schnelligkeit ist notwendig. Ich konnte mich glücklich schätzen, eine persönliche Demonstration des Degorgierens erleben zu dürfen, aus erster Hand und mit der Hand.
Rimarts produziert sieben verschiedene Cavas: Brut Reserva, Brut Nature, Gran Reserva, Reserva Especial Chardonnay, Uvae (mehr als 60 Monate gereift), Martinez Rosé (benannt nach ihrem Vater, Ricard Martínez de Simón), und Rosae. Der Rosae entsteht aus Pinot Noir Trauben, die in einem Fass aus Räucherholz reifen. Die Leidenschaft und Liebe zum Detail kann man vom ersten Schluck des Brut Reserva bis zum letzten Tropfen des Uvae genießen.
Rimarts ist etwas sehr Besonderes und Unvergessliches.